Alter Dom Mainz

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    Zeitreise im Alten Dom

    Nina GrossAngela Pfenninger (rechts) führte als Protestantin Friederike Zimmerschitt durch den Dom in der Zeit der französischen BesatzungAngela Pfenninger (rechts) führte als Protestantin Friederike Zimmerschitt durch den Dom in der Zeit der französischen Besatzung

    1500 Jahre Glaubens- und Lebensgeschichte wurden am Sonntag im Alten Dom St. Johannis in Mainz lebendig. Nach dem Gottesdienst öffnete die Kirche ihre Pforten auch zu informativen und unterhaltsamen Kostümführungen am Tag des offenen Denkmals.

    Wer sich für Geschichte und Geschichten interessiert, konnte vom Westeingang des Alten Doms aus auf eine kleine Zeitreise gehen: In einem der ältesten Kirchenbauten nördlich der Alpen begrüßte Ullrich Brand die Besucher und Besucherinnen. Als „lebende Vitrine“ war er mit einem rekonstruierten historischen Gewand mit Fibel gekleidet, wie es wohl getragen wurde in der Übergangszeit von der Antike zum Mittelalter. So verkörperte er Bertulf, einen Franken aus dem 6. Jahrhundert, der von seiner Taufe hier berichtete. „Damals wurde man üblicherweise nicht als kleines Kind getauft“, erklärte er. „Man bereitete sich intensiv darauf vor und hat quasi das Christsein durch Dabeisein gelernt.“ Und nicht nur das: Das Glaubensbekenntnis war einst auf Griechisch zu sprechen. Symbolisch wurde das frühere Leben dann abgelegt, auch indem man drei Mal komplett im Wasser eintauchte. Ein großes Taufbecken hierfür muss Textquellen zufolge neben der Kirche existiert haben. Wo heute eine unscheinbare Fläche ist, verbirgt sich demnach viel Geschichte: Hier befand sich etwa vom 6. bis 9. Jahrhundert ein Taufhaus. Nach der Taufe gab es dann Abendmahl, einen Becher mit Milch und Honig sowie geweihtes Salz.

    Von viel Symbolik wusste auch Stadtkirchenpfarrer Kristian Körver anschaulich zu berichten. Im Gewand mit grünen Oberkleid verkörperte er Diakon Godehard und widmete sich einem bedeutenden Ereignis: Am 8. September 1024, vor genau 1000 Jahren, wurde hier Konrad II. von Erzbischof Aribo zum König gekrönt. Zuvor, so wird erzählt, begegnete der künftige Herrscher einfachen Menschen vor der Kirche. Dass er sich für sie Zeit nahm, brachte ihm den Ruf eines gerechten und mildtätigen Königs ein. Wo heute der Altar steht, fand Überlieferungen zufolge die prachtvolle Königskrönung statt. Konrad wurde dabei nicht nur am Kopf, sondern am ganzen Oberkörper gesalbt. Um seinen besonderen Status und seine Macht öffentlich zu demonstrieren, war er später auf sogenannten Umritte jahrelang durch das Reich unterwegs.

    Weiter ging die Zeitreise ins Jahr 1802, als Mainz französisch geprägt war. Angela Pfenninger schlüpfte dabei in die Rolle der Protestantin Friederike Zimmerschitt. Lebhaft teilte sie mit den Gästen ihre Freude darüber, dass vor 222 Jahren endlich erstmals evangelische Gottesdienste im katholischen Mainz gefeiert werden konnten. „Keine Intoleranz an den Ufern des Rheins“ zu dulden, dieser Leitsatz von damals gilt bis heute. Zunächst ging es noch gedanklich in das Jahr 1828: Passend zur Zeit der Romantik schwärmte Drogist August Welches (alias Jens Gust) von der Schönheit der Schöpfung und zitierte aus dem Gedicht „Schäfers Sonntagslied“. Um den „Tag des Herrn“, von dem darin die Rede ist, künftig mit Gottesdiensten in St. Johannis in weitem Raum mit besonderer Atmosphäre feiern zu können, musste die zwischenzeitlich als Militärdepot genutzte Kirche wieder in einen guten Zustand gebracht werden. Dabei war auch die evangelische Gemeinde gefordert: „Wir brauchen kluge Köpfe und kräftige Hände“, hieß es zum Abschluss der Kostümführung – ein Aufruf, der auch in heutiger Zeit Gültigkeit hat.

    Um über den Stand der Forschung und Baumaßnahmen zu berichten, waren „Botschafter“ vor Ort, darunter Christiane Wolf, Architektin des evangelischen Dekanats. Das Staunen über die archäologische Sensation werde hier spürbar, berichtete sie. „Viele Besucher waren zum ersten Mal hier, andere kommen immer wieder, um zu sehen, was es Neues gibt und wie es weitergeht. Sie bringen viele gute Ideen ein – und so bleibt der Alte Dom im kollektiven Bewusstsein.“

    Zudem wird am 15. September die Ausstellung „Krone Würde Mensch“ eröffnet. Auch am Denkmaltag wurde schon die Neugier geweckt auf dieses Kunstprojekt des Mönchs Stephan Oppermann in St. Johannis. Wer 1500 Jahre wechselvolle Geschichte im Alten Dom als Schatz im Herzen von Mainz auch zu anderen Gelegenheiten erkunden möchte, findet hier Schautafeln und wichtige Informationen zum Mitnehmen. Ein multimedialer Rundweg lädt zum Entdecken ein: mit Stationen zu baugeschichtlichen Etappen, Film mit 3D-Konstruktionen, Interviews, Hintergrundinformationen zur Ausgrabung und vielem mehr.

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